325 Jahre Hof-Apotheke Jever (1673-1998)
Allgemeines
Der Begründer der Hof-Apotheker zu Jever war Caspar Xylander, der im Jahre 1673 von der Regentin Sophie-Auguste, die ihren noch minderjährigen Sohn Karl Wilhelm von Anhalt-Zerbst vertrat, das Privileg zur Gründung einer Apotheke in Jever erhielt.
Ärzte waren auch schon vor der Gründung von Apotheken in Jever tätig. Dies wird aus der Zeit Fräulein Marias (1500-1575) berichtet. Ärzte waren zu jener Zeit jedoch nicht in Jever ansässig, sondern sie kamen von auswärts, wenn sie von begüterten Kranken gerufen wurden.
Ohne ein derartiges Privileg durfte in der damaligen Zeit keine Apotheke gegründet bzw. geführt werden, was dazu führte, dass Neugründungen selten waren und junge Apotheker eher durch Kauf bzw. die Einheirat in die alteingesessene Apothekerfamilie zu einer eigenen Apotheke kamen.
Die Ausbildung des Apothekers in der Zeit ähnelte eher der eines Handwerkes mit dem Einstieg als Lehrling. Nach 5 Lehrjahren wurde aus dem Lehrling ein Geselle, der dann an möglichst vielen Orten, vorzugsweise Universitätsstätten, versuchte sich Wissen und Erfahrung anzueignen.
Xylander durchlief auch eine derartige Ausbildung an deren Ende er dann 1671 Provisor der Hof-Apotheke des Balthasar Dugend in Oldenburg wurde. Hilfreich bei seiner weiteren Karriere war sicherlich auch die Einheirat in die alteingesessene Apothekerfamilie Dugend.
In den frühen Jahren des 18. Jahrhunderts wurde nach dem Tode Xylanders im Jahre 1708 das Privileg zur Führung der Hof-Apotheke auf Mitglieder seiner Familie übertragen. Die Erlaubnis wurde durch die Jahrhunderte durch Abstammung bzw. Heirat innerhalb der Familie weitergegeben 1821 wurde durch die Apothekerfamilie Dannenberg eine Filiale der Hof-Apotheke auf der Insel Wangerooge eingerichtet, die anfangs nur während der Badezeit betrieben wurde. Im Jahre 1886 ging die Hof-Apotheke zu Jever nach 212 Jahren ihres Bestehens durch Verkauf erstmalig in fremde Hände über.
1886 kaufte der Apotheker August Lewin den Betrieb, den er bis 1890 behielt. Nachdem die Apotheke 1890/91 vom Apotheker Joseph Schürholz geführt wurde, ging sie 1901 an den Apotheker Franz Busch über, der sie 1937 an seinen Sohn Hans-Fritz Busch weitergab. In dem Zeitraum von 1960-1971 führte die Apothekerin Johanna Ummen die Hof-Apotheke als Pächterin und erwarb diese 1972 von der Witwe des Hans-Fritz Busch.
Die Urkunde mit der dem Gründer der Hof-Apotheke Caspar Xylander das Privileg zur Führung der Hof-Apotheke verliehen wurde, ist im Original noch vorhanden. Die Urkunde wurde von der Fürstin Sophia Augusta zu Anhalt am 20.06.1673 auf der Residenz Zerbst ausgefertigt. Mit der Erteilung des Privilegs wurden zahlreiche Auflagen verbunden, die sich im einzelnen aus der Verleihungsurkunde ergeben. Auch der Umfang der Tätigkeit eines Apothekers in jener Zeit ist hier gut ablesbar. So wurden nicht nur Arzneien, sondern auch fremde Gewürze und Konfekt angeboten sowie ein Weinausschank betrieben.
Gebäude der Hof-Apotheke in Jever
Das Gebäude Schlossstraße 3 wird bereits 1537 urkundlich erwähnt. Bis 1720 war es das Diensthaus des Rentmeisters. Der seit 1711 in Jever tätige Apotheker Friedrich Bernhard Tölcken erwarb das Haus 1720 und richtete in ihm die Hof-Apotheke ein. Die jahrhundertealte Tradition der Hof-Apotheke kommt auch äußerlich zum Ausdruck. Das Firmenschild »Großherzogliche Hof-Apotheke« mit dem vielfarbigen oldenburgischen Wappen wurde vor einigen Jahren restauriert und ziert die Westseite des Apothekengebäudes. Bei dem gut erhaltenen Wappen handelt es sich um eine Darstellung nach der Neuordnung der Hoheitszeichen im Jahre 1829. Als Paul Friedrich August von Oldenburg damals die Regierung antrat, nahm er abweichend von seinen herzoglichen Vorgängern, den Titel eines Großherzogs an. Das ist auch in dem Wappen zum Ausdruck gebracht.
Das Wappen an der Hof-Apotheke enthält auf einem Hauptschild mit sechs Feldern für Norwegen, Schleswig, Holstein, Stormarn, Dithmarschen und Kniphausen, einen Mittelschild mit fünf Feldern: die Oldenburgischen Balken oben links, das Delmenhorster Kreuz oben rechts, das Lübecker Kreuz mit darüber schwebender Bischofsmütze unten links, das von Rot und Silber geschachte Wappen für Birkenfeld unten rechts und den Jeverschen Löwen auf der von unten eingepfropften Spitze. Erhalten geblieben ist auch ein größeres hölzernes Schild mit der Bezeichnung »Großherzogliche Hof-Apotheke«.
Baugeschichtlich erwähnenswert ist auch das heute im Schlossmuseum befindliche Portal der ehemaligen Rentei in Jever. Das Portal wurde nach Abriss der Rentei als Eingangspforte für den Apothekengarten, der sich an der Stelle des ehemaligen Renteigebäudes befand, genutzt und gehört in seinen wesentlichen Teilen der Renaissance-Zeit an. Das Portal ist in allen seinen Teilen aus hartem, grauem Sandstein hergestellt. Bekannte Bauhistoriker gehen davon aus, dass die Säulen des Portals aus dem Audienzsaal des Schlosses zu Jever stammen und dort bis zu ihrem Ausbau als Teile eines Kamins gedient haben. Da die Kassettendecke im Schloss zu Jever in der Zeit von 1556 bis 1566 entstanden ist, müssen auch die Säulen des Kamins in dieser Zeit entstanden sein. Unterstützt wird diese Theorie durch die große Ähnlichkeit der Pilaster mit großen Teilen der Kassettendecke und durch den nachträglichen Einbau von zwei Feldern der Kassettendecke über dem jetzigen Kamin, an deren Stellen vorher zwei Säulen bis zur Decke geragt haben müssen.
Quellen:
»350 Jahre Hof-Apotheke Oldenburg« von Wolfgang Büsing,
»Portal der Rentei in Jever« von Wilhelm Janßen,
Auflistung der Apotheker der Hof-Apotheke von Wolfgang Büsing, Wöbken, Sillenstede, Friedrich Orth, Schlossarchiv